Frankreich vom 3.September bis 14.September 2023
ca. 3000 km
Bereits im Mai 2022 unternahm ich eine Motorradtour von Feldkirch, über die Schweiz und die Route Grand Alps Richtung Nizza. Diese Tour im Jahr 2022 war nicht sonderlich gut durchdacht, da die großen Pässe im Norden (Furka, Grand Bernard, Col de Iseran, Col de Bonnete, etc.) noch gesperrt waren. Grund war, dass sich niemand bereit erklärte, im angrenzenden Bauhaus eine Schneeschaufel zu erwerben um die Fahrbahn freizukehren.
Da ich jedoch wissen wollte, ob die Pässe wirklich so schön sind, wie alle behaupten, wollte ich diese Tour im September 2023 bei Schönwetter wiederholen. Meine Hoffnung war, dass sich im Juli und August doch wer bereit erklären würde, die Schneeräumung für uns zu erledigen. Ein paar Mitstreiter im Club waren schnell gefunden und so fuhren wir am 03.09.2023 zu fünft mit dem Autoreisezug Richtung Feldkirch.
Wir, das waren: Walter, Reini, Rüdiger, Kurosch (Mac) und meine Wenigkeit.
Bis auf unseren Mac trafen alle pünktlich bei der Verladestelle am Hauptbahnhof in Wien ein. Mac hat auf diese Reise einfach vergessen bzw. dachte er, dass die Reise erst am Montag stattfinden würde. Nach einigen Telefonaten und hektischer Verpackung einer Ersatzunterhose kam er aber doch 5 Minuten vor der Abfahrt des Zuges zum Wiener Hauptbahnhof.
Die weitere Reise verlief relativ planmäßig und wir fuhren, nachdem wir unsere Mopeds mit schweizer Autobahnvignetten beklebten, durch das Heidiland über den Furka und Italien nach Bourg St. Maurice. Dort verbtrachten wir aufgeteilt auf 2 nette Holzbungalows die erste Nacht. Ich teilte mir das Häuschen mit dem Rüdiger, welcher einen Stock über mir residierte. In der Nacht wurde ich mehrmals durch furchterregende – einem wilden Tier ähnelnde Geräusche geweckt. Erst als die Sonne durch das Fenster blinzelte traute ich mich, die Schlafzimmertüre vorsichtig zu öffnen.
Rüdiger teilte mir lächelnd mit, dass es sein könnte, dass er hin und wieder ein kleinwenig schnarcht.
Ich teilte ihm mit, dass diese Aussage stark untertrieben war und das wir für die weiteren Nächte verschiedene Hotels in weit auseinanderliegenden Städten ins Auge fassen sollten.
Unsere weitere Fahrt führte jedenfalls über die schönsten Pässe der Westalpen durch Val d’Isere über den Col d’Iseran, wo wir nach der Überquerung im malerischen Dorf Bonneval-sur-Arc eine Kaffeepause einlegten. Nach Briancon und Guillestre kamen wir in unserem nächsten Quartier, nämlich in Barcelonette bzw. genauer in Pra Loup im Chalet Hotel Les Blancs an. Dem Hotel ging es annähernd wie uns, auch dieses hat schon bessere Zeiten erlebt, war aber von der Lage sehr gut gewählt.
Dafür verbrachten wir dort 2 Nächte, um eine Ehrenrunde über den Col d‘la Bonnette, Guillaume und meinen Lieblingspass, den Col d‘la Cayolle einzulegen. Am nächsten Tag verbrachten wir mehrere Stunden unter einer Hebebühne, weil unser Mac nicht nur auf seine Unterhosen, sondern auch auf die Kontrolle seiner Bremsbeläge vergessen hat. So ein Pensionistenleben und der damit verbundene Dauerstress darf nicht unterschätzt werden. Nachdem uns der ausschließlich französisch sprechende Techniker mehrere Stunden ignorierte, stellte er das Moped schließlich doch auf die Hebebühne und verkündete, nachdem er uns die Bremsbeläge verrechnete, dass diese zwar zu wechseln wären, jedoch erst in 20.000km…
Gut, so ein Tag in einer französischen Werkstatt hat auch positive Seiten – wir wissen nur nicht welche….;o)).
Am vierten Tag fuhren wir über einen Geheimtipp – den Col d‘Allos Richtung Süden weiter. Nach einem Abstecher in die rote Schlucht (Gorges du cians), den Col de Turini und gezählten 1205 Kehren Richtung Luceram, kamen wir schließlich nach Nizza; In Nizza trafen wir auch wieder auf normalen Verkehr und standen Richtung Cote d‘Azur in der Rush Hour im Stau.
In Nizza bewohnten wir dank unseres Rüdigers ein Appartement mit Tiefgarage und direktem Meerblick. Wir verbrachten viel Zeit am Balkon um die vorbeifliegenden Flugzeuge zu zählen und den Ausblick zu genießen. In Nizza trafen wir auf unseren sechsten verbündeten, unseren Richard, der uns bei unserer Heimfahrt begleiten sollte. Nach einem Pausentag in Nizza, an dem wir uns kulturell weiterbildeten, den Strand der Cote d‘Azur unsicher machten und die Kulinarik genossen, nahmen wir die Rückfahrt über die Route Napoleon in Angriff.
Diese war weniger spektakulär, wie die Fahrt über die wirklich großen Pässe der Route Grand Alps – dafür deutlich schneller. Wir übernachteten bei Gap, in Annecy und in Heiligenschwendi in der Schweiz, das liegt oberhalb von Thun am gleichnamigen See. Annecy ist übrigens eine sehr sehr hübsche Stadt. Wir sahen jedoch nur das Industriegebiet, nahmen uns aber vor, uns diese Örtlichkeit noch einmal genauer anzusehen. Die Truppe war sehr harmonisch, bis zur Fahrt durch die Schweiz, bei der wir uns trennten.
Richard meinte, die Schweiz und die Schweizer wolle er nicht sehen. Er würde die Variante zwischen den Lärmschutzwänden über die Autobahn bevorzugen. Offensichtlich wollte er Heidi, den Almöhi und dem Ziegenpeter nicht begegnen. Rüdiger und Mac schlossen sich dieser Route an und verpassten somit einen der schönsten Motorradtage in diesem Jahr.
Ich will hier keine Werbung machen, hab auch keine Calimoto Aktien, aber die Route durch die Schweiz von Heiligenschwendi am Thunersee bis Vorarlberg war eine der schönsten Routen die ich je gefahren bin. Die Planung der Route dauerte ca. 10 Sekunden (Standort – Ziel – kurvige Strecke berechnen – fertig) – und wir fuhren zum großen Teil über nahezu verkehrsfreie Straßen, diverse schweizer Almen mit wunderbaren Ausblicken auf sehr schöne Seen und beobachtet von kerngesunden schweizer Milchkühen Richtung Vorarlberg. Begleitet wurden wir durch etliche Raubvögel. Da ich mich mit Vögeln nicht so auskenne, glaube ich, dass es Falken, Adler und ähnliches Getier war.
Gehindert wurden wir nur durch eine plötzliche auftauchende, unumfahrbare Straßensperre, wo wir umkehren und uns einen (auch sehr schönen) Ersatzweg suchen mussten. Gut, zugegeben – die Straßensperre war nicht ganz so plötzlich, sie wurde schon 20 km vorher wiederholt angekündigt. Aber wer glaubt schon den Straßenschildern, das müssen wir uns schon persönlich genau angucken ;o)).
In Götzis verließen wir den Drittstaat und begaben uns wieder auf den Boden der Europäischen Union. Man merkte den Unterschied gleich am zunehmenden Verkehr und am schlechteren Wetter. Nachdem wir, gemeinsam mit einer endlosen Lkw-Kolonne den Arlberg bezwungen hatten, bezogen wir unser Quartier in St. Anton a.A. im Haus Gamberg. Die sehr nette Wirtin fuhr mit dem Fahrrad extra zum Billa, um ihren Kühlschrank mit ein paar Flaschen Bier befüllen zu können.
Die letzten Etappen nach Salzburg und schlussendlich nach Hause fuhren wir auf den Schnellstraßen bzw. Autobahnen, da das Wetter einen kleinen Einbruch hatte. Nur in St. Johann in Tirol hielten wir uns etwas länger auf. Das lag nicht an der wunderschönen Stadt, auch nicht an der atemberaubenden Natur – es lag an der B178, die hoffnungslos zugestaut war. Die Fahrt über das kleine deutsche Eck im Schüttregen und im Megastau war auch kein Highlight dieser beiden Motorradwochen.
Zusammenfassend war es aber eine wunderbare Zeit mit Freunden bei traumhaften Motorradwetter.
Es schreit nach einer Wiederholung;