30. August 2003: Ötschertour mit BMW-Wien
Ötscher-Tour mit BMW-Wien oder das Ende einer RT, die nur 4 Liter brauchte.
In St. Pölten ein kurzer, kritischer Blick zum Himmel gen Süden. Starke Bewölkung zieht auf. Ich beschließe, bei den Teilnehmern eine kurze Abstimmung durchzuführen. Entweder die ursprünglich geplante Runde oder eine spontane kurze Runde durch den Wienerwald, immer in der Nähe der Autobahn, um den vorhergesagten Regen zu entfliehen. Die Abstimmung endet 9:7 für die ursprüngliche Runde, Rest Stimmenthaltung. Also auf. Auf den Weg Richtung Gresten auf einmal wieder blauer Himmel. Plötzlich kommt Kurt mit seiner GS vor. Seine Ladekontrolllampe leuchtet. Er bricht die Tour ab. Später erfahren wir telefonisch, dass der Keilriemen der Lichtmaschine gerissen ist. Vorgeschriebener Wechsel bei 60.000 km. Gerissen bei 64.000 km. Das ist Präzision á la BMW. Kurt wollte ihn übrigens in der folgenden Woche tauschen. Weiter geht´s.
Vom Güterweg am Lonitzberg eine herrliche Aussicht auf die Bergwelt. In Gresten der erste Tankstopp. Michi Spreng, gerade aus Griechenland zurückgekehrt schwärmt von seiner RT. Nur 4 Liter Benzinverbrauch, kein Öl zwischen den Services, Reichweite 600km. Ungläubiges Kopfschütteln bei Karl Felbauer den VKL bei BMW-Wien und den anderen RT-Fahrern. Michi revidiert leicht, 550 km mit einer Tankfüllung fährt er immer.
Weiter geht´s über über die Eisenstraße, Hollenstein und durch das romantische Mendlingtal. Nächster Tankstopp Göstling. Michi tankt. Sind wir schon 500 km gefahren? Hier trennt sich die Gruppe. Ein Weg führt über eine Schotterstraße zum Zielort Nestelberg, der andere über Asphalt. Klaudia mit Ihrer GS – noch in der Früh ihre heftige Abneigung für Schotter kund tuend – meldet sich zu meiner Überraschung mit ihrer Freundin Sabine zur Schottergruppe. Die Asphaltgruppe bestehend aus RT, R, usw. fährt ab. Übrig bleiben 6 GS und Karl Felbauer mit einer GT. Wie Klaudia beim Mittagessen dann zugibt, wundert sie sich zu diesem Zeitpunkt, dass alle RT-Fahrer die Schotterstrecke fahren wollen.
Wie wir dann in Lackenhof das Ende der Asphaltstraße erreichen, wird Klaudia klar, dass sie sich auf dem Holzweg, ähh, Schotterweg befindet. Sie fährt richtigerweise langsam und vorsichtig. Ihre Freundin Sabine mit der F 650 GS geht´s forscher an. Sogar erfahrene Schotterfahrer hinter ihr wundern sich. Doch für die nächste Kurve ist sie eindeutig zu schnell. Um die F 650 nicht zu beschädigen, wählt sie die geradeausliegende Wiese und legt sich mit dem Bike ins Gras. Klaudia ist es zum Stehenbleiben zu steil, und fährt an ihrer Freundin vorbei. Sind noch genug Männer zum Helfen hinter mir, denkt sie sich. Kurzum, Sabine und ihrer F 650 ist nichts passiert.
Beim Mittagessen schwärmt Michi wieder von seiner RT. Ein Motorrad, dass er nie hergeben wird. Braucht nur 4 Liter, Rest siehe oben.
Aufbruch von Nestelberg nach St. Anton a.d. Jeßnitz. Von dort führt ein Güterweg nach Plankenstein. Auf einmal hinter mir nur mehr 4 BMW. Wir drehen um und suchen die anderen.
Ungläubig sehen wir die Szenerie:
Eine RT liegt am Fuße einer kleinen, aber schroffen Felswand. Auf der Straße die restlichen Motorräder. Rund um Michi und seiner Sozia die anderen. Zum Glück keine schweren Verletzungen.
Michi erzählt, dass er in den Rückspiegel geschaut hat und ihm trotz des geringen Tempos die Kurve überrascht hat.
Laut Augenzeugen fuhr er gerade in die Wiese, kam dort zu Sturz. Zum Glück war die RT schneller als die beiden.
Die RT stürzt zuerst über die ca. 3m hohe Felswand und prallt mit dem Heck voran auf die darunter liegende Straße. Dabei reißt die Kardanwelle ab, das Getriebe aus, alle Koffer ebenfalls, Rückspiegel, Sitzbank usw.. Michi und seine Frau folgen der RT über die Felswand. Die Jeansanzüge von BMW schützen hervorragend. Trotz schroffen Felsen nur ein kleiner Riß. Ein Wunder!
Aber Michi ist verzweifelt. Die RT, von der er sich nie trennen wollte – ein Schrotthaufen inkl. Sprit für weitere 550 km.
Wir holen die Rettung und den Abschleppwagen. Nachdem beide die Unfallstelle nicht finden – wie auch – hole ich den Rettungswagen an einer vereinbarten Stelle ab und weise den Abschleppwagen, der uns kurz später entgegenkommt, ein.
Herbert und ein Mechaniker warten an der Unfallstelle und helfen beim Verladen, da sich natürlich das Hinterrad keinen Millimeter mehr bewegt.
Wir fahren weiter die geplante Route. Enge Straßen, Güterwege bis Altlengbach. Alle sind von der Streckenführung begeistert. Schade, dass Michi den Unfall hatte.
Übrigens, es hat den ganzen Tag keinen Tropfen geregnet. Soviel zur Zuverlässigkeit der österreichischen Wettervorhersage.
Christian