7.-15.6.2003: 9 Tage Tirol
Am 7. Juni startete die von Christian Hütter organisierte „2. WSTV Biker Sternfahrt“.
(Anmerkung: Christian Hütter ist Obmann der Motorradsportsektion der Wiener Städtischen Versicherung.)
Durch die Sperre des Knoten Vösendorfs kam es zur getrennten Anreise bis Liezen.
Alle die nördlich davon wohnten fuhren über Ybbs und vorbei am Ötscher, alle anderen über die Mur-Mürztalfurche. Nachdem sich alle beim DriveIn Imbiss gestärkt hatten, fuhren wir über Nebenstraßen bis zum Sölkpass.
Da in einer so großen Gruppe FahrerInnen mit unterschiedlichem Fahrkönnen und Interessen sind (Fotografieren, am Paß stehen bleiben, usw.), vereinbarten wir einen Treffpunkt am Ende des Passes. Die Schnellen genossen die Kurven in vollen Zügen – bis zum ersten Weiderost. Der erste Unfall! Markus mit seiner VFR schreckte sich und fuhr – zum Glück mit geringer Geschwindigkeit – in die angrenzende Wiese, wo es ihm das Vorderrad verschlug und er quasi bequem hinfiel. Der hinter ihm fahrende Gerd wollte helfen, blieb abrupt stehen, konnte seine Varadero nicht mehr halten und legte sich aus Solidarität daneben. Beide mit Sozia.
War sicher ein netter Anblick. 2 Motorräder und 4 Menschen in der Wiese ;-). Bis ich als Letzter und somit Lumpensammler ankam, war bereits alles wieder auf den Rädern bzw. Beinen. Kaum Beschädigungen auf den Bikes, keine Verletzungen. So setzten wir die Fahrt fort.
Es ging über Tamsweg, das Thomatal und weiter über den Bundschuh nach Kärnten. Dieser Übergang ist relativ unbekannt, aber sehr empfehlenswert. Übrigens hätte ich dort beinahe meine GS vernichtet, nachdem mir ein Autofahrer auf einer Geraden auf meiner Seite entgegen kam, ich voll in die Eisen stieg – zugegeben ich war nicht langsam – und mangels ABS etwas ins Schleudern kam. Beim darauffolgenden Ausritt aufs Bankett löste ich einfach die Bremsen und wartete ab. Doch der erwartete Sturz erfolgte nicht und so wich ich dem bescheuerten Autofahrer erfolgreich aus. Glück gehabt!
Spittal umfuhren wir erfolgreich auf Hütter-Straßen (= Synonym für kleine Wegerl, die sonst kaum wer kennt und schon gar nicht benützt.) Durch das Mölltal, wieder einigen Hütter-Straßen und die sehr empfehlenswerte Pustertaler-Höhenstraße erreichten wir unser erstes Quartier – das Feriendorf Hochpustertal in Heinfels (knapp vor Sillian).
2 Sachen von der Anreise sind noch erwähnenswert: Dass Markus – ja der mit dem Weidenrost – als 7. im Konvoi bei einer Messung mit der Radarpistole von 2 Kärntner Polizisten herausgefangen wurde und 21 Euro berappte und dass das Warten auf den dahinter Fahrenden noch nicht funktionierte und so die Gruppe manchmal abriss.
Das Feriendorf ist als Quartier wirklich empfehlenswert. Tolle Appartements, ausgezeichnetes Buffet, freundlichstes Personal, Garage für die Bikes und sehr günstig.
Am nächsten Tag unternahmen wir einen Ausflug nach Südtirol.
Am Programm standen schöne, aber eher unbekannte Pässe. Über den Kreuzbergsattel, den Passo San Antonio, Passo Laverdet, Sella Chianzutan (geniale Strecke, wird auch für Bergrennen benützt), in einer Kehre gerade aus zum sehr engen, (= Hütter Straße) aber wunderbaren Sella Chiampón, weiter über den Forcella Monte Rest mit seinen sicher über 50 zum Teil sehr engen Kehren und weiter über Nebenstraßen mit mindestens ebenso vielen Kehren zum Passo San Osvaldo.
Bis dahin gab es leider wieder zwei Zwischenfälle – Nummer 4 und 5 - kurz hintereinander: Erst erwischte es „unseren“ Shorty mit seiner GS in einer Baustelle mit Schotter. Irgendwie rutschte ihm die Fuhre unterm Hintern weg und er machte gemeinsam mit seiner GS Bekanntschaft mit dem Südtiroler Boden. Aber wieder nichts passiert. Kurz darauf bei einer Kreuzung. Gastfahrer Jaros mit seiner Pan konzentrierte sich zu sehr auf den Querverkehr und übersah Markus – ja der mit dem Weidenrost und dem Strafmandat – der vor der Kreuzung anhielt. Bedingt durch den Aufprall konnte dieser seine VFR nicht mehr halten und fiel zur Abwechslung nach rechts. Diesmal musste allerdings der Rückspiegel und Teile der Verkleidung daran glauben. Die Donauversicherung wird´s wieder gut machen.
Zurück zu unserer Tour. Trotz Pfingsten trafen wir auf den bisher gefahrenen Strecken kaum Biker. Notgedrungen mussten wir dann durch Cortina und Passo Tre Croci zurück nach Heinfels. Aber auch hier kaum was los.
Am 3. Tag standen dann eher bekanntere Pässe am Programm.
Passo di Giau, Passo di Valles, Passo di Rolle, Passo di Cereda, Passo Duran, Passo Cibiana und Kreuzbergsattel. Die Strecke bot sich auch wirklich an, in kleineren Gruppen mit vereinbarten Treffpunkten zu fahren. Alles hervorragend beschildert. Ein Teil der Gruppe kürzte ab und nutzte das tolle Wetter zum Baden. Tolles Wetter? Leider erwischte uns bei Pieve ein mörderisches, lokales Gewitter mit Hagel. Innerhalb von wenigen Sekunden waren wir waschelnass. Jeder suchte unter etwas Schutz, was nur einigermaßen nach Unterstand aussah. Meine Splittergruppe nutzte tausende m² Flugdach eines Holzplatzes. Ah ja, Unfälle: Willi mit seiner Harley, der seine eigene Runde fuhr, konnte einem überraschend vor ihm anhaltenden Autofahrer nur mehr rechts in die Böschung ausweichen. Wieder mussten einige Teile seiner noch vor wenigen Stunden vollkommenen Harley daran glauben – Unfall Nummer 6. Aber wieder nur Sachschaden. Damit stand das Duell Willi gegen Markus 2:2.
Am 4. Tag stand die Übersiedlung von Heinfels nach Jerzens im Pitztal am Programm.
Die wirklich empfehlenswerte Strecke (die schönste Tour meiner bisherigen Motorradkarriere):
Furkelpaß – über das Würzjoch und Vilnößtal – trotz enger Straßen landschaftlich ein Muß! – und über Hütter-Straßen durch Lajen weiter über eine Panoramastraße in das Sarntheintal. Danach das Penser Joch – ein Traum !!! – über den Jaufen Paß – das Timmelsjoch gegen 17 Uhr wirklich einsam und wunderbar und das Ötztal nach Jerzens.
Das dortige Panoramahotel sollte das Quartier für die restlichen 5 Tage sein. Die schöne Lage des Hotels kann nicht über die Mängel des Personals hinweg täuschen. Beginnend beim Besitzer Sepp, selber Harley Fahrer. Selten einen so präpotenten A.... gesehen, der seine Familie derart im Würgegriff hat, dass Lächeln ein Fremdwort ist. Weiter ist Geduld gefragt. Essen und Getränke dauern ewig. Man hat nie das Gefühl Gast, sondern Bittsteller zu sein. Breiten wir den Mantel des Schweigens über das Service.
Ahja, Unfälle: Bei der Fahrt nach Jerzens in einem blöden, überraschenden, dunklen Kehrtunnel mit gefrästem Asphalt nach schönen, schwingenden Kurven erwischte es Günter mit seiner Kawa. Ehrlich gesagt, befürchtete ich schon schlimmeres, nachdem ich als erster eines Konvois, selbst schon mit der Kurve kämpfend in den Tunnel einfuhr und nur einer hinter mir wieder aus dem Tunnel kam. Doch zum Glück konnten die anderen rechtzeitig anhalten. Dem Bike, das schon etliche Jahre auf der Kurbelwelle hat, fehlte nur ein Blinker. Günters Fuß sollte in den nächsten Stunden und Tagen bemerkenswert anschwellen – aber nur eine Prellung.
In den nächsten Tagen gab es ausgestattet mit mehreren Tiroler Tour Guides verschiedene
Touren zur Auswahl. Es ist daher nicht möglich objektiv darüber zu berichten. Meine persönlichen Highlights waren das Stilfserjoch, der Passo della Foppa (1 ½ Stunden Haselrast) und in Bayern der Ahornboden.Nachdem wir den Mittwoch und Donnerstag unfallfrei hinter uns gebracht hatten, setzte sich die Serie am Freitag fort. Am Fluelapaß verlor unser CBR-Fahrer Klaus mit Sozia Karoline ein Duell mit einem Buell-Fahrer. Bei 120 km/h bremste dieser plötzlich, für Klaus überraschend und er musste auf den Asphalt. Die CBR hauchte an dieser Stelle ihr Leben aus – Totalschaden. Die Motorradkleidung der beiden litt auch entsetzlich. Aber außer einer kleinen Abschürfung auf Karolines Unterarm durch den herauf gerutschtem Ärmel gab es keine Verletzungen, nicht einmal Prellungen! Unfall Nummer 8. Der erste schwere. Am nächsten Tag kam der mitgebrachte Motorradanhänger zum Einsatz. In einer 6stündigen Fahrt bargen wir die CBR. Bei der Anfahrt der nächste Anruf. Barbara, unsere vorsichtigste Fahrerin wurde auf einer schmalen Straße von einem aus einer Hofeinfahrt kommenden, einheimischen Mopedfahrer gerammt. Dabei brach sie sich das rechte Handgelenk. Auch die Virago war hinüber, trotz der geringen Geschwindigkeit. Der Unfall Nummer 9 fand sogar in der lokalen Presse Beachtung. So kam es,
Nichtsdestotrotz feierten wir bis weit bis nach 3 Uhr früh bei Musik und Tanz – Barbara als eine der eifrigsten mit Gips. Der Autoreisezug Innsbruck – Wien brachte uns am Sonntag um 21.40 heil nach Wien zurück.
Abgesehen von den Unfällen war es eine ganz tolle Woche. Die Leute – sensationell. Die Stimmung lustig von früh bis abends – wirklich selten soviel gelacht. Die Touren unvergesslich. Nur der Name „Sternfahrt“ war nicht für die vielen „Sterne“ (= wienerisch für Stürze) gedacht .....
Christian Hütter