4.2.2009: Sightseeing in Vienna

...bevor die Anglizismen ( welch’ ein schönes Wort, hebt das Niveau meines Beitrages gleich enorm!)
hierorts überhand nahmen, hätte man noch schlicht ‚Besichtigungstour’ gesagt.

WienWienDie Idee wurde im Clublokal geboren, als diskutiert wurde, was man außer Motorradfahren sonst noch so gemeinsam unternehmen könnte.

WienWienDank der Initiative von Tomo und dem Entgegenkommen seiner Gattin Gitta hatten wir am Valentinstag das Privileg, an einer tollen Führung teilnehmen zu dürfen.

Zunächst ein Wort zu unserem „tourguide“:
Gitta überzeugte von der ersten Minute an durch ihr Wissen, ihre lebhafte Vermittlung desselben, sowie durch eine angenehme Stimme (...daß sie dabei noch äußerst attraktiv ist, hat zwar nichts mit der Qualität der Führung zu tun, sei aber einmal als Kompliment neidlos angemerkt).

WienWienZuerst erhielten wir in der Kapuzinergruft Einblick in das Leben und das Sterben der Habsburger.
Dass nach zu erwerbenden Ländereien geheiratet wurde – ungeachtet der Blutlinien – und somit mit jedem neuhabsburgerischem Quadratkilometer ein paar Hirnzellen in der verwaschenen Erblinie auf der Strecke blieben, weiß man.

WienWienAber auch die Sarkophage sagen noch viel über die bestatteten Persönlichkeiten aus.
Die Eingeweide der verstorbenen Habsburger werden bis heute in speziellen Urnen ( =Intestinen) im Stephansdom aufbewahrt. Kurioserweise aber nur Augen, Hirn und Eingeweide, während die Herzen in der Augstinerkirche verwahrt werden.
WienWienDieses Begräbnisritual stammt lt. Wikipedia von den Spaniern und die sind ja im Allgemeinen etwas blutrünstig ( wenn man nur an Stierkämpfe denkt).
Während Maria Theresia und Franz Stefan von Lothringen im gemeinsamen Sarkophag eine der wenigen Liebesheiraten beendeten, wurden die Innereien der armen protestantischen Henriette demonstrativ in die Kapuzinergruft verbannt.
Auch die Gestaltung der Särge spiegelt die Epochen und ihre Herrscher wider.
WienWienPrunk und Pomp zu Beginn einer Ära, ab der Zeit von Maria Theresias Sohn Joseph II.
( dem ‚Reformkaiser’) schlichte Bronzesarkophage mit nacktem Kreuzymbol.

Die letzte Beisetzung in der Kapuzinergruft folgte im Jahre 1989, als Kaiserin Zita zur ewigen Ruhe gebettet wurde.
Viele neue Wörter haben wir gelernt, die sich in Zukunft in gut ausgewähltem Kreise zum Angeben eignen...
- zum Beispiel wissen wir nun, dass eine morganatische Ehe eine ‚Ehe der Nichtebenbürtigkeit’ war.
WienWien70 lebende Personen sollen heute noch Agnaten (jö- wieder so ein neues ‚Einefetzer-Wort’!) der Habsburger sein. Agnat = Angehöriger der Blutslinie.
Wer nun also glaubt, er sei als Kind vertauscht worden und ihm stünden erbrechtmäßig Ländereien der Habsburger zu – Achtung: siehe Abschnitt oben über Inzucht und Hirnzellenabbau!

WienWienDanach machten wir eine kleine Gasserl-Tour bis zur Hofburg, wo wir die ehemaligen Staatsgemächer besichtigten.
Hier im Vordergrund präsent: unsere Romy-Film-verrüscherlte Kaiserin Sissi (oder auch Sisi – beide Schreibweisen sind bekannt).
Im Leben wohl nicht so interessant wie im sich entwickelnden Kult nach ihrem Tode.
Aber viele der Alltagsgegenstände sind ein interessantes Zeugnis des damaligen Lebens.
Und Mädels: wer auch gerne den kaiserlichen Taillenumfang von überlieferten 47-50cm haben möchte, dem sei die Entenpresse ans Herz gelegt-> Fleisch und Knochen des gekochten Geflügels wurden darin zermalmt, ausgepresst und der gekochte Saft getrunken.
War einem dann speiübel, so hatte man ja in der Reiseapotheke eine Spritze mit Kokain, was damals noch als durchaus legales Medikament galt.
Vieles konnten wir von den Schildern lesen, aber es ist nicht dasselbe, wie wenn man von einer qualifizierten Fachkraft Infos lebendig erzählt bekommt.

WienWien

Hat man den schrecklichen Museumsshop überwunden (..wer will schon orignalgetreue Nachbildungen von Sissis Silbersternen im ergrauenden Haar??), kann man im Cafe noch nach dem kulturellen Genuß die Kaiserzeit kulinarisch ausklingen lassen, und genau das taten wir.

Danke an Tomo für die Idee, an die Clubleitung für die Weiterleitung ,Organisation und teilweise Kostenübernahme.
Und danke besonders an Gitta für die faszinierende Führung!!

Karin