15.-19.8.2007: Clubtour Zell am See

Tourguide: Karl Pointner

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Reini hatte die Mehrtagestour bereits von langer Hand minutiös geplant, das Schicksal jedoch hatte etwas anderes mit ihm vor – ein tragischer Unfall hinderte ihn letztendlich sein Vorhaben umzusetzen.
Unser lieber Karl in Absprache mit Reini hat schließlich die Leitung dieser Tour übernommen, und wie es anders nicht sein konnte – er hat seine Sache bravourös gemeistert! An dieser Stelle sei euch beiden ein besonderer Dank ausgesprochen: dir, Karl, für die spontane und unkomplizierte Übernahme der Veranstaltung – und dir, Reini, für die Vorbereitungsarbeit. Es war auch eine Freude, als Reini mit Silvia dennoch die Teilnahme (wenn auch mit Auto und als Coach fungierend) zugesagt hat.
Wir freuen uns alle, dass es dir, lieber Reini, so weit wieder gut geht!

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Bei strahlendem Schönwetter treffen wir uns am Mittwoch um 8.30 in Guntramsdorf. Wir, das sind: Karl+Erni, Franz +Elisabeth, Heinz+Helene, Rudi+Renate, Horst, Tomo, Gerhard und Annelies.
Es geht pünktlich los über das Helenental – Sankt Corona am Schöpfl – Hainfeld – Traisen – Kirchberg an der Pielach – St. Anton an der Jeßnitz – Gaming – Lunz am See – Göstling – nach Hieflau ins Gesäuse. Gegenüber des Weidendoms (Nationalpark Gesäuse) machen wir die Mittagsrast in einem schönen Gastgarten. Die Fahrt geht nun weiter über Admont nach Liezen bis Trautenfels, wo wir Richtung Bad Mitterndorf abzweigen. Wir gelangen über den Koppen Pass nach Hallstatt und weiter nach Gosau zum Gosausee. Es ist an diesem herrlichen Tag ein besonderes Vergnügen in dieser malerischen Gegend zu sein. Unser Stopp vor dem Hintergrund des Dachsteinmassivs lässt das Eis gleich doppelt so gut schmecken und in der Folge auch schmelzen. Angesichts des Prachtwetters ist dieser Ort am Feiertag wohl nicht nur für uns

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ein Ausflugsziel. Wir müssen jedoch bald wieder weiter, denn es stehen noch einige Tageskilometer bis nach Zell am See an. Vor Abtenau biegen wir in das Lammertal ein und nehmen die Salzburger Dolomitenstraße bis Niederfritz nach Bischofshofen. Wir bewegen uns Richtung Mühlbach am Hochkönig entlang. Es ist ein wahres Vergnügen an diesem wunderbaren Tag die ansprechende Gegend zu durchfahren, die herrlich ausgebaute Strecke erlaubt zudem ein flottes, harmonisches Tempo. Diese Teilstrecke lässt unser Bikerherz wahrlich höher schlagen, was wir bei einem Stopp mit Traumblick auf den monumentalen Hochkönig unisono feststellen. Die letzte Etappe führt uns nach Saalfelden am Steinernen Meer, von dort biegen wir auf die B311 nach Zell am See ein. Wir erreichen nach 450 gefahrenen Tageskilometern unser Quartier, den Feriengasthof Tauernstüberl. Reini und Silvia erwarten bereits unsere Ankunft, man hat gleich das Gefühl zu Hause zu sein, ob des Begrüßungskomitees von Reini und Silvia und der natürlichen Freundlichkeit der Wirtsleute.

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Der Morgen des zweiten Tourentages ist geprägt von Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Was kann da noch schief gehen? Nach einem ausgiebigem Bikerfrühstück starten wir pünktlichst um 9 h Richtung Mittersill.
Das erste attraktive Ziel ist der Gerlospass (1628 m) im Pinzgau. Über Wald und Krimml geht es bergan zu einem Parkplatz mit tollem Blick hinüber zu den Krimmler Wasserfällen, ein Höhepunkt des Nationalparks Hohe Tauern. Es herrscht spaßige, beste Laune, man möchte am liebsten länger hier verweilen.

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Die tosenden und schäumenden Wassermassen ergeben besonders im Frühsommer ein hervorragendes Naturschauspiel ab. Die mautpflichtige Alpenstraße ist sehr schön ausgebaut, es ist eine Wohllust die wunderschönen Kehren unter die Räder zu nehmen, es sind in der Tat Kurven, die anmachen, da heißt es cool bleiben! Wir fahren nun weiter das Gerlostal entlang. Durch bewaldetes Gebiet mit zum Teil unübersichtlichen Kurven geht es hinunter nach Gerlos. Wer hier am Limit fährt oder Kurven schneidet, sieht ziemlich alt aus, denn unverhofft auftauchende Reisebusse brauchen oft mehr als die eigene Fahrbahn. Wir gelangen nach Zell am Ziller und biegen ins Zillertal ein, die Route führt über Mayerhofen, Finkenberg durch das Tuxer Talnach Hintertux hinauf. Wie nicht anders zu erwarten ist diese Straße touristisch stark genützt, es macht oft einige Mühe auf der steil bergan führenden Straße sichere Überholmanöver einzuleiten. Oben machen wir einen Mittagshalt. Bei einer Portion Apfelstrudel wird offenbar: So interessant diese Gegend im Winter für Skifans sein mag, so wenig ansprechend zeigt sich hier das sommerliche Ambiente mit seinen großen klotzigen Hotelbauten, die beinahe die Sicht auf die Berge verstellen.

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Das nächste Ziel ist der Schlegeis-Speicher. Die 13,3 km lange, mautpflichtige Schlegeis-Alpenstraße bietet vergleichsweise um einiges mehr, sei es landschaftlich oder auch straßentechnisch. Sie beginnt bei 1000 m Seehöhe und führt über acht Kehren und Natursteintunnels zu den Parkplätzen des azurblauen Schlegeis-Stausees in rund 1.800 m Seehöhe, umgeben von eisgepanzerten Dreitausendern. Die beeindruckenden Dimensionen der Schlegeis-Staumauer (131 m) erlebt man am imposantesten von einem kleinen Parkplatz etwas weiter unten. Deswegen machen auch wir hier einen Fotostopp für eine Gruppenaufnahme.
Ein weiteres Highlight des Tages ist die Zillertaler Höhenstraße, eine mautpflichtige und anspruchsvolle Bergstraße mit steiler, schmaler Fahrbahn, eine der schönsten Alpenstraßen Österreichs. Wir haben an diesem Tag leider nicht das große Glück, die wunderbaren Tiefblicke ins Zillertal hinunter in ihrer Gänze wahrzunehmen, denn das Wetter verschlechtert sich zunehmend. Wir fahren oben durch zum Teil starken Nebel, es wird auf der doch relativen Höhe auch zunehmend frischer und unwirtlicher. Man bemerkt jedoch auch immer wieder ausschnitthaft die wunderschöne Naturlandschaft.

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Die Zeit ist bereits fortgeschritten, so bleibt keine Zeit mehr für eine Einkehr zu einem wärmenden Tee. Wir begeben uns wieder Richtung Tal bei Kaltenbach und über Zell am Ziller wollen wir wieder zur Gerlos hinüber. Diesmal nehmen wir die alte Gerlos-Bundesstraße, die ein Teil des alten Weges von Tirol ins Salzburger Land war. Die Straße ist sehr schmal und kurvig, zudem ist der Belag rissig und äußerst schlecht. Die Kollegen mit ihrer 1200 GS haben ihre wahre Freude daran, mein sportliches Fahrwerk ist für diese Art von Straße eher weniger geeignet – bestätigt auch Gerhard, man hat bei der doch eher flotten Fahrweise ständig das Gefühl abzuheben und irgendwann in der Botanik zu landen (Wäre beinahe auf der Zillertaler Höhenstraße passiert, aber davon soll nichts weiter erwähnt werden – nur für Insider gedacht!). Wir kommen jedoch alle sicher an. Die 310 km hatten es an diesem Tag ordentlich in sich!

Am Abend des Donnerstags zeichnet sich leider bereits ein Wetterumbruch ab, das bedeutet für den Freitag nichts Gutes. Wir verbringen also den Tag zu Hause und machen eine gemeinsame Stadtvisite mit einem Spaziergang in der Fußgängerzone der historischen Altstadt.

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Zuvor werden diverse Schirme angeschafft, bevor wir akribisch die wenigen Sehenswürdigkeiten aufspüren und uns den kulinarischen, lokalen Genüssen zuwenden: Speckbrot begleitet mit einem deftigen Schnaps usw. Wir erleben uns bei diesem Stadtbummel wie in unserer Jugendzeit, es ist ein ständiges zum Teil sinnentleertes Dahingeplänkel über dies und das, so haben wir aus diesem Tag das Bestmögliche herausgeholt, denn alle sind am Abend noch beseelt von unseren Erlebnissen und den damit verbundenen Konversationen.
Die gute Wetterprognose ist für den Samstag eingetreten, wir haben an diesem Tag vor auch unsere deutschen Nachbarn zu besuchen. Wir fahren über den sehr gut ausgebauten Pass Thurn in einen der berühmtesten Schiorte Österreichs, Kitzbühel, mit Blick auf die Streif und das Kitzbüheler Horn und den
Wilden Kaiser. Wir biegen in das Brixental ab und fahren durch viele typische Tiroler Fremdenverkehrsorte weiter nach Wörgl und Strass im Zillertal. Wir wollen zuerst zum Achensee – Tirols größtem Bergsee -, wo wir unsere Mittagspause machen, weiter über den Achenpass zum Tegernsee nach Oberbayern. Wir haben an diesem Tag Glück, denn das Wetter ist gut und der Aufenthalt in Tegernsee an der Uferpromenade ein idealer Stopp zum Relaxen. Unser nächstes Ziel ist der historische Kur- und Fremdenverkehrsort Bad Tölz. Wir stellen die Motorräder auf einem Parkplatz ab und spazieren die mit bunt bemalten historischen Bürgerhäusern gesäumte Fußgängerzone ab. Wir fahren eine kurze Wegstrecke zurück und biegen zum Schliersee ab. Über Bayrischzell und das Ursprungtal gleiten wir wieder nach Tirol. Der sich prompt anschließende Ursprungpass verzeichnet zwar weder Steigungen noch Serpentinen, aber ab Landl wird es wieder extrem kurvig, wie ein speziell an Biker gerichtetes Schild am Ortseingang ankündigt: „Gib deinem Schutzengel eine Chance“. Die Strecke ist nicht nur fahrtechnisch genial, sondern bietet auch was fürs Auge: mächtige Felsen, ein rauschender Wildbach, urige Tiroler Bauernhäuser. Das kleine Sträßchen über Hinterthiersee ist der Höhepunkt dieser Teilstrecke, wir machen hier auch eine kleine Kaffeepause, bevor wir die letzte Etappe angehen. Der silbern glänzende Thiersee fliegt rechter Hand vorbei, dann stürzt sich die Fahrbahn in Schlenkern hinunter nach Kufstein.

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Es geht nun über Scheffau am Wilden Kaiser, St. Johann in Tirol, Hochfilzen, Saalfelden zurück nach Zell am See. Der Tacho zeigt schließlich 345 km an.

Der Sonntag ist zu unserem Leidwesen bereits der Abreisetag. Wir starten bereitsum 8.30h, da wir eine weite Tour mit ca.520 km geplanthaben. Wir wollen doch noch ins benachbarte Berchtesgadener Land und einen Abstecher zum Königsee machen, da das Schlechtwetter am Freitag diese Tour vereitelthatte.
Wir genießen die tolle Atmosphäre am See nach der entspannten, zügigen Anreise bei wenig Verkehr und schön ausgebauten Straßen. Aus Zeitmangel verzichten wir auf die Bootsfahrt, deswegen bleibt uns auch
der direkte Blick auf den legendären Watzmann verwehrt. Nichtsdestotrotz sind wir froh, diesen Abstecher gemacht zu haben. Wir fahren nun über die windungsreiche Rossfeld-Höhenstraße mit

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Blick auf den Hohen Göll nach Hallein über Kuchl nach Golling ins Tennengebirge hinein und nehmen dann die Route über die mautpflichtige Bergstraße auf die Postalm, wo wir umgeben von Almwiesen und Weiden ein letztes gemeinsames Mittagessen einnehmen. Es stehen noch zahlreiche Kilometer an, denn die Rückreise erfolgt schließlich auf Bundesstraßen über Bad Ischl, Gmunden, Steyr, Seitenstetten mit einem letzten Stopp, nach Ybbs-Persenbeug, wo wir der Donau entlang bis Krems müssen. Die Fahrt per GPS quer durch das Mostviertel nagt schwer an unseren noch verbleibenden Zeitressourcen und an unseren Gliedern, der Hinterteil beginnt bereits zu rebellieren. Einige wollen schließlich auf schnellstem Wege über die Westautobahn nach Wien. Ein paar Hartgesottene nehmen noch die Zusatzaufgabe mit einem Polizeistopp in Spitz und ein daraus resultierendes Strafmandat auf sich. Ab Krems ersehnen auch wir nur noch die schnellste Route nach Wien. Schließlich sind wir gegen 21 h zu Hause, und wir sind glücklich ohne Blessuren gut angekommen zu sein.

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Fazit: Bereits die Länge meiner Tourenbeschreibung – und es hätte noch vieles Interessante zu sagen gegeben, ich möchte aber den Leser nicht zu sehr strapazieren - zeugt von einer ereignisreichen und äußerst gelungenen Reise. Karl hat seine Sache perfekt gemacht, es ist kaum zu glauben, dass er zum ersten Mal einen Guide abgegeben hat, also ein Naturtalent im wahrsten Sinne des Wortes. Fahrmäßig waren wir eine harmonische und flotte Truppe, Werte wie Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme, Toleranz und Kameradschaft hat man gut gespürt.
Es waren schöne, freudige Tage für uns alle. Wir danken dir sehr, Karl!

Annelies