BMW-Clubtour von 26. Juli bis 1. August 2020 Mühlviertel / Bayerischer Wald / Tschechien
Tourguide: Karl Pointner
Teilnehmer (10+1): Karl 1, Karl 2, Walter, Kurt, Michi, Reini + Ilse, Josef, Ali, Paul, Annelies
Wir treffen uns am Sonntag mit vollem Tank bei der ENI-Tankstelle in Korneuburg und starten südlich der Donau über Tulln, Traisen, St. Leonhard am Walde, Amstetten nach Ardagger zur Donau hinauf, wo wir die Mittagsrast machen. Am Himmel rotten sich schwere Regenwolken zusammen, was uns veranlasst sicherheitshalber unsere Regenkleidung drüber zu ziehen. War auch gut so, denn es regnet immer wieder ein wenig, aber es sollte schließlich der einzige etwas unwirtliche Tag gewesen sein, denn der Rest der Woche verläuft wie im Bilderbuch – strahlender Sonnenschein und fast zu warme Temperaturen die ganze Woche über. Also, wenn die Engel reisen!? Wir überqueren die Donau, vorbei an Burg Klam hinauf über Bad Zell, Kefermarkt, Freistadt und Bad Leonfelden, wo wir bei der Lebzelterei Kastner einen Kaffeestop machen, wo sich einige mit Rumkugeln und dergleichen eindecken, die es dort zu günstigen Fabrikspreisen zu erwerben gibt. Es geht nun weiter über Zwettl an der Rodel nach Helfenberg, eine beeindruckende Strecke mit Kurven en masse der besten Sorte. Über Haslach an der Mühl und Schlägl erreichen wir gegen Abend unser Quartier, den Sonnenhof in Hintenberg bei Ullrichsberg, der seinem Namen alle Ehre macht, denn von hier hat man die beeindruckenden Sonnenuntergänge mit Blick ins Land allabendlich bei einem kühlen Bier nach unseren Tagestouren. Gleich am ersten Abend sind wir beeindruckt von der Freundlichkeit der Gastwirtsfamilie.
Unsere erste Tagestour am Montag führt uns zu unseren deutschen Nachbarn und nach kurzer Fahrzeit besuchen wir ein besonderes Juwel eines Motorradmuseums in Jandelsbrunn, das wir schon vor etlichen Jahren kennengelernt haben und uns schon damals staunen hat lassen. Die Besitzerin, anno dazumal bereits Motorradrennen auf dem Salzburgring fahrend, hat hier mit ihrem leider schon verstorbenen Mann ihr ganzes Leben diesem Hobby gewidmet und besondere Raritäten der Motorradentwicklung zusammengetragen, zudem eine faszinierende Puppensammlung und andere Kuriositäten in dieser Ausstellungshalle platziert. Wir sind alle beeindruckt ob dieses besonderen Sammelgeistes und der außergewöhnlichen Besitzerin, die ihre Freude mit einem Ständchen aus einer alten Werkelmaschine zum Ausdruck bringt. Es geht nun weiter quer durch den Bayerischen Wald über Freyung, Tittling, Hutthurm, Salzweg, Erlau zurück in den Mühlkreis auf Karls immer bestens ausgewählten kleinen und besonderen Nebenrouten, die ein besonderes Fahrerlebnis darstellen, für mich bedeutet das immer volle Konzentration, bin ich doch mit lauter männlichen Profis unterwegs, es gelingt mir jedoch hin und wieder ein paar Eindrücke von der abwechslungsreichen Landschaft zu erhaschen.
Der dritte Tourentag führt uns nach Südböhmen und Passau beginnend mit einem Besuch des Moldaublicks. Vom Turm, die ein paar Kollegen aus Mangel an Fitness oder Desinteresse nicht besteigen wollen, hat man einen herrlichen Blick über die immensen Waldgebiete des Böhmerwaldes bis hin zu dem gigantischen Moldaustausee. Wir passieren nun die Grenze und fahren über Blizsi Lhota, Stocec teils auf kleinen holprigen Straßen zurück nach Philippsreut über Grafenau hinunter zur Veste Oberhaus, von wo man den beeindruckendsten Blick auf Passau hat. Wir genießen diesen Stopp mit allen Sinnen und freuen uns hier zu sein im Kreise guter Freunde und Kollegen, wo auch immer der „Schmäh rennt“. Wir setzen der Donau entlang über Obernzell, Oberkappel, Lembach im Mühlkreis die Heimreise fort und haben immenses Wetterglück, denn ständig bauen sich dunkelgraue Gewitterwolken vor uns auf. Wir trudeln schließlich trocken zu Hause ein und entkommen den starken Hagelgewittern, die auch in Ullrichsberg kurz vor unserer Ankunft niedergegangen sind. Wie immer nach Ankunft das gewohnte Bierlein bei guter Laune und Vorfreude auf den nächsten Tag.
Am Mittwoch führt uns die Tour nach Ceske Budejovice, nachdem wir auf wunderbaren teils sehr romantischen Wegen über Vyssi Brod, die Burg Rosenberg, der Moldau entlang über Kaplice, Schweinitz Budweis erreichen. Wie machen eine Kaffeepause am gigantischen und immer wieder beeindruckenden Hauptplatz der Stadt mit seinen wunderbaren Bauten ringsum. So mancher gönnt sich auch hier ein kleines Budweiser, bevor es weiter zum nächsten Highlight, der Stadt Krumau geht. Selbst in Corona-Zeiten tummeln sich hier zahlreiche Touristen, es scheinen aber eher Landsleute zu sein, die dieses Kulturjuwel besichtigen. Auch wir drehen eine kleine Runde in der Altstadt, bevor wir wieder den Heimweg Richtung Moldaustausee antreten. Wir nehmen die Fähre über das Wasser und genießen die leider zu kurze Überfahrt. Das gefällt Michi, Walter, Kurti, Karl 2 und Josef offenbar so gut, dass sie gegen Abend noch einmal zurückkehren und diverse Seeüberquerungen mit der Fähre nachholen. Unser Guide Karl beschließt an diesem Abend am nächsten Tag eine Fahrpause einzulegen, es ist wohl auch nur zu verständlich, dass es immens anstrengend ist, ständig in Poleposition eine doch sehr große Gruppe durch die Lande zu führen, und verantwortungsbewusst und achtsam alle Geschicke meistern soll. Hut ab, wenn das jemand so perfekt macht!
Am Donnerstag teilt sich die Gruppe, einige fahren zur Schlögenschlinge, andere legen einen Badetag ein, Karl und ich machen uns per pedes zum Alpenblick auf und irren durch den umwegsamen Wald, nachdem wir die Abzweigung des Wanderweges verpasst haben. Aber wir gelangen dennoch zum Ziel und besteigen den 30 Meter hohen Turm, der eine tolle Aussicht bietet. Um 15 Uhr sind wieder alle im Hotel, denn jetzt fährt uns Dietmar mit dem Bus nach Schlägl, wo wir eine Führung durch die Stiftsbrauerei mit anschließender Bierverkostung gebucht haben. Alles in allem ein interessantes Intermezzo, diesmal natürlich ohne Motorrad.
Freitags ist unser letzter Tourentag vor Ort, die Temperaturen steigen auch dort bis über 30 Grad, fast schon zu heiß zum Motorradfahren, dennoch machen wir uns noch einmal auf in den Bayerischen Wald. Die Gruppe ist nun etwas kleiner, Karl 2, Michi und Walter sind nicht mehr dabei, mussten sie aus beruflichen oder privaten Gründen früher abreisen. Ein Highlight dieser Turm war der Aussichtsturm nahe Schönberg, der Stopp in Zwiesel zum Mittagessen, leider blieb zu wenig Zeit für eine der Glasmanufakturen, ist doch diese Gegend bekannt für die Glasherstellung. Fährt man durch diese Gegend kurvt man unentwegt auf schönen Straßen in einem wohltuenden Rhythmus durch ein kühles stark bewaldetes Gebiet, was bei diesen Temperaturen sich gut anfühlt. Über Neureichenau, Schwarzenberg und Klaffer endet nun unsere Tour. Der letzte Abend kündigt sich an und bei jedem macht sich ein wenig Wehmut, wenn auch eine gewisse Freude aufs Nachhausekommen breit, denn es ist für uns doch schon etwas betagte Biker eine gewisse Anstrengung, sind es doch schon einige Kilometer mehr, die wir auf dem Tacho haben. Wir verbringen den Abschlussabend bei einem letzten gemeinsamen Essen, diversen Schnapserln als Digestif, wo uns der Wirt eine spezielle Variante eines Schnapskonsums (der sogenante Stoarumpler-alias Wasser) gelehrt hat, einzig Kurti als echter Steirer kannte das besondere Trinkritual.
Am Samstagmorgen ist Abreise angesagt, die Koffer sind montiert, die Sonne strahlt in vollen Zügen vom wolkenlosen Himmel und wir machen uns Richtung Heimat auf. Die Streckenführung von Karl ist wie immer großartig gewählt, wir fahren über kleine Straßen durch verschlafene Orte bergauf bergab über Gallneukirchen, Schwerberg, Bad Zell, Unterweißenbach über Weitersfelden nach Liebenau zum MoHo Hotel Rockenschaub, wo wir eine kurze Rast einlegen. Wir sind beglückt von der ausgesprochenen tollen Route von Unterweißenbach weg. Man muss, denke ich, weit fahren, um solche kurvenreiche, interessante Strecken zu finden, einzig die hohen Berge fehlen hier, aber sonst ist dies etwas, was die Bikerherzen höher schlagen lässt. Also, wer da noch nicht war, nichts wie hin! Die Route führt weiter über Arbesbach, Bärnkopf, Gutenbrunn zur Donau hinunter und die Bundesstraße den Wagram entlang bis Stockerau, wo wir die Autobahn nach Wien nehmen.
Nach ca. 1900 Kilometer sind Gott sei Dank alle gesund und munter zu Hause angekommen, was leider nicht immer der Fall ist, haben wir doch einen schweren Motorradunfall auf der Strecke von Bärnkopf nach Gutenbrunn am Rande miterlebt.
Wie immer hat unser Einser-Karl seine Sache gut gemacht, wenn nicht sogar ganz, ganz gut. Wer mit Karl eine Reise tut, der kann sich drauf verlassen, dass die Touren minutiös geplant sind, immer wieder ein kleiner kultureller Hotspot in die Planung einfließt, eine gute Gruppendynamik herrscht usw. Wir hoffen, dass unser Karl uns auch in Zukunft mit einer weiteren Tour beglücken wird, dass allfällige Ermüdungserscheinungen wieder von ihm weichen, wenn ein neues Kalenderjahr mit einer neuen Saison beginnt.
Wir danken dir von Herzen für die erlebnisreiche und perfekte Tour!
Deine BikerkollegInnen