9.-18.7.2010: 10 Tagestour ins Trentino – Levico Terme

Tourguide: Karl Pointner

Trentino - LevicoTrentino - LevicoEin Blick auf die Landkarte genügt, um festzustellen, dass die zwischen den Dolomiten und dem Gardasee gelegene Region Trentino genau das zu bieten hat, was das Herz der Motorradfahrer höher schlagen lässt: Kurven und Kehren im Überfluss. Diese sind eingebettet in die sagenhafte, abwechslungsreiche Gebirgslandschaft der Ausläufer der Dolomiten: Ein wahrlich berauschender Anblick.

Wir treffen uns bei herrlichem Sommerwetter am Freitag, dem 9. Juli um 8.30 Uhr in Guntramsdorf und starten pünktlich unsere erste Tagesetappe mit ca. 410 km, die uns nach Kranj in Slowenien führen soll. Nach einer kurzen Autobahnfahrt bis Grimmenstein geht es in Richtung Steiermark, wo wir in der Schöckl-Gegend unsere erste Pause einlegen. Es geht nun zügig weiter über Semriach, Friesach in die Stainzer Gegend, wo wir zuvor in Krottendorf zu Mittag essen und dann über Deutschlandsberg, Eibiswald den Radlpass nach Slowenien nehmen. Wir kehren in Dolga Brda wieder kurz nach Österreich zurück, fahren nach Bad Eisenkappel und schließlich über den Seebergsattel erneut nach Slowenien und weiter nach
Trentino - LevicoTrentino - LevicoKranj zum Hotel Bellevue, das seinem Namen wirklich alle Ehre macht: Es ist auf einem weit sichtbaren
Berg gelegen und lässt den herrlichen Blick Trentino - LevicoTrentino - Levicoauf die Gegend ringsum frei. Wir checken ein und organisieren sogleich ein kühles Bier und das Abendmenü für die ganze Gruppe auf der Terrasse des Hotels. Wir sind ob des guten Geschmacks bei der Hotelauswahl von Karl beeindruckt. Die 410 km haben einigermaßen müde gemacht, also ab in die Betten!

Der zweite Tag der Anreise führt uns von Kranj durch den Norden Sloweniens zur Grenze Italiens und durch Friaul schließlich nach Levico. Die Fahrt durch Oberitalien ist kräfteraubend, die Hitze macht müde und schlapp, zu guter Letzt treffen wir vor unserem Ziel noch auf eine Gewitterfront und wir fahren Trentino - LevicoTrentino - Levicodie letzten 20 km im Regen und sind froh, als wir gegen 17 h nach ca. 370 km das Hotel Cristallo in Levico erreichen. Am Abend genießen wir zum ersten Mal das tolle Buffet und die variantenreiche Menüauswahl, natürlich darf ein Fläschchen trentinischer Wein nicht fehlen.

Trentino - LevicoTrentino - LevicoDie erste Tour sollte etwas geruhsamer werden, weniger Kilometer und ein Hauch von Kultur. Wir starten Richtung Trento und machen hier eine Sightseeing-Tour. Wir parken unsere Motorräder in der Nähe des Zentrums und wechseln die Motorradkleidung gegen bequeme Straßenkleidung. Wir bummeln durch die Altstadt und landen schließlich auf der Piazza Duomo, einem der schönsten Plätze Italiens umrahmt von freskenverzierten Häusern aus der Renaissance. Vor dem Neptunbrunnen gibt es ein Fotoshooting und
dann geht es weiter zu einer gemütlichen Einkehr mit Gelati und Capuccino. Zu Mittag verlassen wir die Stadt und machen uns zum Monte Bondone auf. Die legendäre Monte-Bondone-Straße (früher eine bekannte Motorrad-Rennstrecke) schraubt sich auf einer ca. acht Kilometer langen Strecke stetig bergauf. Kurven unterschiedlicher Radien Trentino - LevicoTrentino - Levicobieten in jeder Serpentine neue und schöne Ausblicke auf die Stadt Trento und das Etschtal. Die Strecke erfreut jedes Bikerherz, super Asphalt und geile Kurven, ein Fahrspaß sondersgleichen. Oben machen wir einen Halt und analysieren unsere Kurventechniken. Nun geht es über almiges Gebiet wieder bergab nach Nago, Arco, Dro und zurück nach Levico zum Hotel. Der Tag mit ca. 175 km war wohl nur begrenzt anstrengend.

Am Montag ist eine Tour in den Süden Richtung Gardasee geplant. Wir wollen unter anderem zur berühmten Schauderterrasse im Hotel Paradiso oberhalb des Gardasees. Die Fahrt von Torbole bis Riva del Garda gestaltet sich wie immer relativ zäh, wir machen in Riva einen Kaffeestopp, bevor wir dem See entlang bis Limone Trentino - LevicoTrentino - Levicoweiterpendeln. Hier biegen wir hinauf in die Berge nach Pieve und zur berühmten Schauderterrasse. Wir machen im Hotel Paradiso unsere Mittagsrast und genießen die herrliche Aussicht hinunter zum Garadsee. Hier ist Trentino - LevicoTrentino - Levicodas Klima um diese Jahreszeit wahrlich schon sehr südlich und mild, besonders für uns in der Motorradkluft, es ist wohl schon eine Gegend, in der „die Zitronen blüh’n“, nicht umsonst ist bereits Goethe vor mehr als 200 Jahren hier schon verweilt und hat das südliche Flair genossen, bevor er Richtung Rom weitergereist ist. A propos Schauderterrasse: Sie hat ihren Namen wohl, weil einem beim Blick
hinunter wahrlich das Schaudern überkommen kann, denn man befindet sich direkt hoch oberhalb des Gardasees und blickt in die beindruckende Tiefe des Sees. Es geht nun über kleine Strässchen Trentino - LevicoTrentino - Levicokreuz und quer durch das Hinterland bis zum Lago Di Valvestino, Lago D’Idro und weiter zum Lago Di Ledro. Trentino - LevicoTrentino - LevicoWir kehren wieder nach Riva zurück, die Tour geht weiter zum Lago Di Toblino und wir kommen schließlich ziemlich geschafft und durchschwitzt gegen Abend in Levico an. An diesem Tag haben wir uns das reichliche Abendbrot wohl ehrlich verdient. Es war aber auf jeden Fall ein erfüllter und schöner Tag!

Am Morgen starten wir in Richtung Passo Manghen, ebenso wollen wir die Erdpyramiden von Segonzano besichtigen. Wir machen hier einen Stopp, verzichten aber auf Grund der Hitze auf den Lehrpfad, wir erhaschen jedoch ein paar eindrucksvolle Blicke auf dieses Denkmal der Natur, Witterungseinflüsse und die Zeit haben diese bizarren Formen gebildet, die bis zu 20 m aufragen und wie komische Felsriesen mit Hut anmuten. Trentino - LevicoTrentino - LevicoDie Fahrt auf den Passo Manghen (2042 m) über Molina ist ein Leckerbissen, in unzähligen
Kurven schlängelt sich die schmale Straße bergan. Wir werden bei der Auffahrt von einer Herde Rinder gestoppt und haben Mühe diese Stelle zu passieren. Das Gebiet oben ist almig und umwegsam, die Auffahrt erfordert einigermaßen Konzentration. Nach einer gemächlichen Einkehr fahren wir nach Levico zurück und genießen den Rest des Tages am Pool.

Es ist bereits Mittwoch, das Ziel des Tages ist die Strada delle Gallerie in Pasubio östlich von Rovereto.
Trentino - LevicoTrentino - LevicoFür Motorradfahrer gibt es hier im südlichen Trentino viele kleine, aber zum Teil auch unübersichtliche Passstrecken. Unser Tourguide Karl führt uns wie immer zielsicher durch die Gegend, so als ob er schon oftmals hier gewesen wäre. So erreichen wir auch ohne Umschweife die Strada delle Gallerie beim Passo Xomo auf einem Weg, der vor allem für mein eher sportliches Motorrad grenzwertig ist. Wir landen auf einem kleinen Parkplatz vor der Gedenkstätte. Auf den beiden Plateaus des Pasubio (2 200 m) fanden im 1. Weltkrieg erbitterte Kämpfe zwischen italienischen und Trentino - LevicoTrentino - Levicoösterreichisch-ungarischen Truppen und ein sinnloses Massensterben statt. Die Straße der Galerien war ein Nachschubweg, der von 600 Soldaten in angeblich nur sechsmonatiger Schwerstarbeit mit 52 Tunneln auf 6,5 km Länge angelegt wurde und spiralförmig durch das Berginnere führt. Wir adjustieren uns mit Taschenlampe und erwandern einen Teil dieses ehemaligen Militärwegs bis zur siebenten Galerie - ein beeindruckender historischer Exkurs dieses Tourtages. Auf der Rückfahrt geht es noch über den Passo di Sommo und zurück zum Hotel.

Trentino - LevicoTrentino - LevicoDas Ziel des nächsten Tages ist Madonna di Campiglio mit dem Passo Campo Carlo Magno (1681 m).
Wir wollen in die Berge, da die Temperaturen im südlichen Teil des Trentinos fast ein unerträgliches Maß erreicht haben, der Bordcomputer zeigt bisweilen bis zu 38 Grad an. Leider ist es auch hier nicht viel kühler, vor allem bei der Rückfahrt durch die endlosen Apfelplantagen. Zuvor machen wir noch einen Abstecher zum Lago di Tovel. Trentino - LevicoTrentino - LevicoDie Sackgasse endet bei einem Bergsee mit beindruckendem Panorama ringsum. Wir entledigen uns der Stiefel und waten im kühlen Wasser, das tut gut! Nach einer ausgiebigen Mittagspause starten wir Richtung Trento und Hotel.
Der Freitag wird unisono als motorradfreier Tag erklärt, da zwei lange Reisetage bevorstehen und die Hitze am Vortag alle an die Grenze des Erträglichen gebracht hat. Wir verbringen diesen Tag im Hotel beim Pool, Bocciaspiel, Tischtennis etc. Wir haben auch entspannt Zeit, um diverse Vorbereitungen für die Abreise zu treffen.

Trentino - LevicoTrentino - LevicoNach einer Fotosession vor dem Hotel Cristallo starten wir pünktlich um 8.30 h in Richtung Passo di Rolle, Passo di Cereda, Passo Duran, Passo di Cibiana vorbei am Messner Mountain Museum Dolomites auf dem Monte Ritt. Auf Grund der fehlenden Zeitressourcen verzichten wir auf eine Besichtigung, denn es steht noch eine lange Reise bis nach Österreich bevor. Wir nehmen schließlich noch den Passo Sant’Antonio mit und bewegen uns Richtung Plöckenpass. Hier ist wider Erwarten relativ wenig Verkehr und man kann die Bergfahrt und die wunderbaren Kurven in flottem Tempo fahren. In Kötschach-Mauthen kehren wir in dem uns schon von einer früheren Tour bekannten Bikergasthof Gailtaler Hof ein und starten schließlich zu unserer letzten Etappe nach Untervellach bei Hermagor zum Hotel Stotterhof. Der letzte Abend gestaltet sich ausgesprochen lustig, Tomo und Heinz sind in Höchstform. Heinz gibt vor gewisse Dinge wortwörtlich zu nehmen, bereits beim Ausfüllen der Aufenthaltsgenehmigung stellen sich ihm bei der Rubrik „sex“ etwaige Hürden in den Weg. Aber Spaß beiseite: Der Abend verläuft außerordentlich vergnüglich, ein schöner gemeinsamer Abschluss mit einem äußerst positiven Feedback an Karl.

Trentino - LevicoTrentino - Levico

Der Sonntagmorgen zeigt sich mit tiefhängenden schwarzen Wolken am Himmel und schon kurz nach der Abfahrt heißt es Regenkleidung anlegen. Das Wetter ändert sich zum Glück bald zum Besseren und wir fahren entlang des Ossiachersees nach Feldkirchen, Sankt Veit an der Glan übers Klippitztörl und weiter über die Pack, passieren Graz, Gleisdorf, Hartberg und folgen der B54 bis Grimmenstein. Hier geht es auf die A2 Richtung Wien.

Wir (Franz+Elisabeth, Heinz+Helene, Tomo und ich) danken dir, Karl, und deiner Sozia Erni, für die vielen Mühen der Vorbereitung und die kompetente Führung vor Ort.
Es war auch diesmal wieder eine Wohltat an dieser perfekt und minutiös geplanten Tour teilnehmen zu dürfen. Die Anzahl von fünf Motorrädern war für die ausgewählten Routen wohl auch die ideale Gruppengröße. Wir haben viele interessante Gegenden gesehen, sind toll und viel Motorrad gefahren (ca. 2 700 km), haben viel gelacht und gut gegessen – eine Tour der Superlative!

Annelies