25.-28.5.2006: Clubtour Südsteiermark

Mildes Klima, sanft geschwungene Hügel, idyllische Gegenden allerorts.

SüdsteiermarkSüdsteiermarkMit seinem südlichen Flair, der Beiname „Steirische Toskana“ passt hier wahrlich gut, erleben wir ein paar wunderbare, kilometerreiche Frühsommertage im steirischen Weinland. Viele Kurven, wenig Verkehr – der ideale Tourenmix.

Wir treffen uns am Donnerstag um 9.30Uhr in Guntramsdorf, schließlich sind wir 12 Bikes, als unter der Führung von Heinz-Dieter die Anreise zu unserem Zielort Wildon beginnen kann. Unser Tourguide Christian wird uns mit seiner neuen BMW 1200 RT ebendort erwarten. Die Wetterprognose für die nächsten Tage ist alles andere als zufriedenstellend, dennoch hoffen wir, dass im Süden die Vorhersagen zumindest auf uns nicht zutreffen.

Die Anfahrt geht über Eisenstadt, Mattersburg, Forchtenstein, Kirchschlag, Stegersbach nach Riegersburg, wo wir an einem idyllischen Plätzchen mit Blick auf die Burg unser gemeinsames Mittagessen einnehmen.
Wir sind guter Laune, das Wetter zeigt sich hier von der besten Seite. Wir brechen auf Richtung Feldbach und treffen schließlich des Nachmittags bereits in Wildon ein. Christian und einige seiner Freunde vom Club der Städtischen Versicherung erwarten uns bereits.
Wir checken im Hotel ein und überlegen, was mit dem angebrochenen frühsommerlichen Nachmittag noch zu geschehen hat. Eine kleine Gruppe von sechs Bikern, unter anderem auch ich, unter der Führung von Reinhard macht sich noch zu einer kleinen Tour in die nähere Umgebung auf. Wir lassen unsere Räder richtig laufen, das gute Tempo, das hier in einer Art Trainingsfahrt vorgelegt wird, sollte bereits ein Omen für die nächsten Tage sein – zahlreiche kleine und größere Straßen und Wege, die viel Konzentration und Ausdauer ob der relativ hohen Durchschnittsgeschwindigkeit erfordern.

SüdsteiermarkSüdsteiermarkNach einem ausgiebigen Frühstück starten wir (26 Bikes) um 9.00Uhr. Christian ist einigermaßen unleidlich, da der Bremsdefekt seiner neuen BMW nicht behebbar zu sein scheint und auch kein Ersatzmotorrad in Aussicht steht. Er muss nun wohl oder übel auf sein Renault Cabrio zurückgreifen und einen etwas anderen Tourguide abgeben.
Auf jeden Fall auf den ersten Blick eine etwas kuriose Sache, der Gewöhnungseffekt stellt sich jedoch schnell bei allen ein und wir profitieren bald von dieser Art Führung, da das Hinterherfahren, vor allem auf den kleinen Sträßchen, ein sehr sicheres Gefühl verleiht. Christian nimmt in einem guten Tempo selbst die unübersichtlichen Kurven, wir ziehen hinterher frei nach dem Motto: Wenn’s bei ihm geht, geht sich’s bei uns auf jeden Fall aus! Die Tour führt über den Demmerkogel, Deutschlandsberg, Osterwitz, Weinebene, Wolfsberg, St. Ulrich, Lavamünd, Soboth, Eibiswald nach Ratsch an der südsteirischen Weinstraße. Ich bin vor allem schwerst begeistert von der Streckenführung der Weinebene. Man vergisst angesichts der bestens ausgebauten Bergstraße beinahe die schöne Aussicht, man opfert sie bisweilen dem konzentrierten Fahren mit relativ hohen Geschwindigkeiten, ich verfalle fast in eine Art Adrenalinrausch. Reinhard vor mir, Günter hintennach, ich bin also stärkstens gefordert. Es macht aber Riesenspaß und motiviert, ich fühle mich auch gut und sicher auf meiner 650er CS, die einigermaßen an ihre Grenzen stößt, um mit den starken Maschinen meiner Kollegen mithalten zu können.
Bei der Mittagseinkehr treffen schließlich noch unser Cheffe und Guzzi Hansi ein, nun scheint unsere Gruppe endlich komplett zu sein. Ein weiteres Highlight des Tages ist die Soboth: Der spannende Bergklassiker verleiht wahren Kurvenspaß, die breite Fahrbahn bietet viel Platz für Schräglagen, sodass man zum Teil ungebremst der phantastischen Kurvenfolge entgegeneilen kann.
Gegen Abend führt uns die Tour vom Mittelgebirge Soboth dem steirischen Weinland entgegen. In sanften Schwüngen passieren wir einsame Wald- und Hügellandschaften, hie und da eine in Dornröschenschlaf versunkene Ortschaft, dazwischen vereinzelte Obstbäume und Pappeln, die Zypressen gleich aus den Hügelketten ragen, immer wieder verstreute Höfe der Weinbauern. Man spürt im Fahrtwind das milde Klima der Südsteiermark und jedermann/-frau freut sich bereits auf eine deftige Jause in einer Buschenschank.
Wir kehren in Ratsch an der Weinstraße ein, lassen uns auf der sonnendurchfluteten Terrasse umgeben
von Weingärten nieder und diskutieren bei Durchsicht der Speise- und Getränkekarte über den Umstand, dass es wohl einen unverzeihlichen Fehler darstellen würde und es wahrlich ein Frevel sei, hier nicht einmal ein paar Tropfen Wein verkostet zu haben. Ich will an dieser Stelle das Ergebnis unserer Diskussion nicht weiter erläutern. Wir erfahren auch, leider zu unserem Nachteil, dass ein Verhackertbrot in diesen Gefielden aus rohem Speck hergestellt wird. Abgesehen von der Tatsache, dass die farbliche Gestaltung wahrlich keine Augenweide ist, schmeckt es zudem beinahe abscheulich. Nichtsdestotrotz nimmt das keinerlei Einfluss auf unsere entspannte, gute Laune angesichts des romantischen und entspannenden Örtchens.

Schweren Herzens müssen wir schließlich aufbrechen und die untergehende Sonne im Visier geleitet uns zurück zum Quartier. Bei einem ausgedehnten gemeinsamen Abendessen besprechen wir den abgelaufenen Tag, der viele neue Kilometer und Eindrücke beschert hat.

SüdsteiermarkSüdsteiermark

Am Samstag starten wir um die gewohnte Zeit zur Rebenland Weinstraße, fahren weiter zur Bad Gamser Höhenstraße, über die Hebalpe. Angesichts eines kurzen Regenschauers ist die Fahrbahn, die sich weitgehend durch waldiges Gebiet schlängelt, nass und rutschig, der schlechte Belag tut sein Übriges. Norbert und Günter wollen es wissen und drehen voll am Gasgriff, ich bemühe mich, gefolgt von Franz und Karl, den beiden so gut es geht hinterher zu sein, ich verliere sie jedoch bald aus den Augen. Nun muss ich nur noch um meine Führungsposition kämpfen, ich schaffe es, wir kommen bald oben an und machen eine kleine Rast.
Die Mittagspause erfolgt in Preitenegg, dann geht es weiter über die Pack. Wiederum eine Strecke, die zum rasanten „Gleiten“ verführt. Es ist ein wahres Vergnügen sich in die meist langgezogenen Kurven hineinfallen zu lassen, man spürt eine Leichtigkeit und weiß spätestens jetzt, dass Motorradfahren etwas ganz Schönes im Leben eines Menschen sein kann, etwas, was man kaum mit passenden Worten beschreiben kann und für Außenstehende nicht nachvollziehbar erscheint. Wenn man jetzt noch an Easy Rider und The pusher bzw. Born to be wild denkt?

Wir passieren nun Köflach, Kainach, Großhübing und gelangen schließlich zu den Grazer Vororten. Es geht weiter über Maria Trost, wo wir ungewollte Zaungäste von Steffi Wergers Hochzeit werden. Ob das wirklich erwähnenswert ist, darüber lässt sich wahrscheinlich streiten. Wie dem auch sei, wir müssen nun über die Laßnitzhöhe zurück nach Wildon.

Sonntag, der Tag unserer Abreise: Wir verlassen schweren Herzens die schöne Gegend, mit einigen Kilometern mehr auf unseren Tachos, vielen neuen Eindrücken von einem Teil Österreichs, den ich bis dato kaum kannte.

Die Abreise erfolgt individuell, eine Gruppe von zirka 10 Motorrädern schließt sich Christians Vorschlag an und wir kehren über Straden, Bonisdorf, Rechnitz, wo wir noch ein gemeinsames Mittagessen einnehmen, nach Wien zurück.

Die schlechte Wetterprognose hatte sich zum Glück bis Sonntag Mittag nicht realisiert, die letzte Teilstrecke ab Rechnitz ist jedoch dann eine Regenfahrt, aber damit hat wohl keiner ein ernsthaftes Problem.

Danke dir, Christian, für die Organisation der Tour!

Mein Resümee: Schönes Quartier; tolle, anspruchsvolle Streckenführung. Für mich persönlich eine große Bereicherung in meinem relativ kurzen Bikerdasein. Ich habe viel motivierenden Fahrspaß genossen und viel Neues kennen gelernt, sei es Land und Leute betreffend, ebenso mich selbst oft grenznahe beim Fahren gespürt, das war spannend und eine große Herausforderung für mich. Ich habe sehr viel positive Energie aus diesen Tagen geschöpft.

DANKE!

Annelies